E-Gitarre Improvisation

Die "hehre Kunst" des E-Gitarre-Spielens gipfelt darin ein ordentliches Gitarrensolo abzuliefern. In Rock und Pop sind solche Soli oft ausgetüfelt und festgelegt. Man spielt sie Ton für Ton immer exakt gleich... teilweise auch weil das Publikum genau dieses Solo erwartet. Für den ausführenden Gitarristen kann das auf Dauer dröge werden. Und mal ganz ehrlich: Ist es nicht viel spannender wenn man ein Gitarrensolo frei von der Leber weg improvisieren kann?

 

Natürlich gibt es auch im Rock etliche Bands und Gitarristen bei denen viel und ständig improvisiert wird. In Stilrichtungten wie Blues & Jazz ist dies ohnehin eine Selbstverständlichkeit! Vorteil auch für den Hörer: Man kann immer wieder auf ein Konzert gehen und es klingt trotzdem nie gleich. :-)

 

Bevor ich hier noch etwas tiefer auf die Improvisation, ihre E-Gitarre Spieltechniken und das zu Grunde liegende Know How (harmonisches Wissen, dazu Kenntnisse von Fingersätzen und Skalen, Arpeggien etc.) eingehe, möchte ich hier noch das Buch eines Kollegen vorstellen:

 

"Improvisation - der intuitive Weg zum Gitarrensolo" von Christian Holzer ist der mit Abnstand umfangreichste mir bekannte deutschsprachige "Schmöker" zum Thema. Mit seinen 267 Seiten Umfang deckt Christian wirklich alle entscheidenden Aspekte der E-Gitarre Improvisation darin ab.

 

Wie ist dieses Buch zu mir gekommen?

 

Da ich als selbstvermarktender Musiker bereits seit 1999 begann eigene Vertriebstrukturen als Label und später als Musikverlag aufzubauen, wurden irgendwann andere Kollegen auf mich aufmerksam und baten um eine Zusammenarbeit. Eine der ersten war meine frühere Studien Kommilitonin (von American Institute Of Music in Wien) Jil Y. Creek. Es folgten weitere Anfragen (wovon ich die meisten ablehnen musste wegen in meinen Augen unzureichend strukturierter Manuskripte etc.) und irgendwann hielt ich das Manuskript von Christians ersten Buch "Improvisieren ist keine Hexerei" in der Hand. Der durchdachte und didaktisch sinnvolle Aufbau fiel mir sofort auf und so kam es zu einer Zusammenarbeit.

 

Ein paar Jahre später hatte Christian Holzer dann dieses Buch überarbeitet und "gepimpt". Es ist nun noch umfangreicher als das erste Buch und lässt wirklich keine Fragen zum Theme Improvisation auf der E-Gitarre mehr offen. Nähere Infos über unten stehendem Link... du kannst das Buch direkt in unserem Tunesday Shop beziehen.

(Nach dem Anklicken noch etwas scrollen... :-)

Improvisieren bedeutet im Prinzip "Komponieren in Echtzeit"! Daher ist es auf der einen Seite so schwer und auf der anderen Seite so spannend... mit der richtigen Anleitung (wie im oben erwähnten Buch beschrieben) und dem entsprechenden Training, kann man das Improvisieren jedoch gut meistern, zumal man seine eigenen "Bausteine" entwickelt auf die man bei Bedarf immer wieder zurückgreifen kann. Hier noch ein empfehlenswertes Sologitarre Trainings-Paket. Siehe auch unten stehendes Video!

(Auf der Zielseite scrollen bis "Großes Solo-E-Gitarre-Training-Bundle für Fortgeschrittene")

Gitarrensolo improvisiert mit Lehrbuchempfehlung meinerseits

Die Entstehung der Improvisation mit besonderem Augenmerk auf die E-Gitarre

Die Kunst der Improvisation hat in der Musikgeschichte eine faszinierende Entwicklung durchlaufen, insbesondere im Zusammenhang mit der E-Gitarre. Sie stellt eine der vielseitigsten und kreativsten Formen der musikalischen Ausdruckskraft dar, und die Improvisation auf diesem Instrument hat zahlreiche Genres beeinflusst, von Jazz und Blues bis hin zu Rock und Metal. Doch wie hat sich die Improvisation entwickelt, und welche Rolle spielte die E-Gitarre dabei?

 

1. Die frühen Jahre der Improvisation

Improvisation ist so alt wie die Musik selbst und war schon in den traditionellen Musikformen vieler Kulturen eine wichtige Praxis. Die westliche Musiktradition begann jedoch, eine klarere Unterscheidung zwischen komponierter und improvisierter Musik zu entwickeln, besonders in der Barockzeit. Während des 17. und 18. Jahrhunderts war es üblich, dass Musiker, vor allem auf Tasteninstrumenten wie Orgel und Klavier, während der Aufführung bestimmte Passagen improvisierten.

 

Die Jazzmusik, die Ende des 19. Jahrhunderts aufkam, markierte dann einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der Improvisation. Jazzmusiker begannen, ihre Kreativität in spontanen Soli und neuen melodischen Linien auszuleben, was den Weg für die Improvisation als eine zentrale Technik in der modernen Musik ebnete.

 

2. Die E-Gitarre und ihre Rolle in der Improvisation

Die E-Gitarre spielte in dieser Entwicklung eine besondere Rolle. Sie begann in den 1940er und 1950er Jahren, vor allem durch Künstler wie Charlie Christian und Les Paul, als führendes Instrument in der Popularmusik an Bedeutung zu gewinnen. Mit der Erfindung der E-Gitarre und ihrer zunehmenden Verbreitung im Jazz, Blues und Rock änderte sich nicht nur die Art und Weise, wie Musik produziert wurde, sondern auch, wie Musiker improvisierten.

 

Die E-Gitarre ermöglichte eine größere Flexibilität und Ausdruckskraft. Dank ihrer elektrischen Verstärkung und der Fähigkeit, mit Effekten wie Verzerrung, Hall und Delay zu experimentieren, konnten Gitarristen neue Klangwelten erschließen und ihre Improvisationen auf eine ganz neue Ebene heben. Es war nicht mehr nur die Melodie, die wichtig war, sondern auch die Klangfarbe und der Ausdruck – ein Merkmal, das besonders in der Rock- und Bluesmusik zur Geltung kam.

 

Die Technik der Improvisation auf der E-Gitarre

Die Improvisation auf der E-Gitarre erfordert sowohl technische Fertigkeit als auch musikalisches Wissen. Gitarristen müssen die Skalen, Akkorde und Harmonien eines Stücks verstehen, um effektiv improvisieren zu können. Dabei kommen verschiedene Spieltechniken zum Einsatz, die die Ausdrucksmöglichkeiten erweitern:

  1. Bending: Das Ziehen der Saiten, um den Ton zu verändern, ist eine der zentralen Techniken der E-Gitarrenimprovisation. Besonders im Blues und Rock wird das Bending genutzt, um die "Vocalität" des Instruments zu betonen.

  2. Slides: Das Gleiten von einem Ton zum nächsten ermöglicht fließende Übergänge und eine besondere Ausdruckskraft.

  3. Vibrato: Das leichte Schwingen des Tones durch Schwankungen in der Saitenspannung verleiht dem Klang eine gewisse Intensität und Emotion.

  4. Legato und Staccato: Diese Techniken beeinflussen die Artikulation und den Ausdruck einer Improvisation. Legato ermöglicht fließende, verbundene Töne, während Staccato kurze, betonte Noten erzeugt.

  5. Effekte und Klangmanipulation: Die E-Gitarre bietet eine nahezu unendliche Palette an Effekten. Von Verzerrung (Distortion) und Modulationseffekten wie Chorus oder Flanger bis hin zu Echo- und Reverb-Effekten lässt sich der Klang der Gitarre stark verändern, was die Improvisation in neue Dimensionen führt. Auch das WahWah-Pedal, ein per Fuß regelbarer Klangfilter wurde in den 60er und 70er Jahren immer beliebter als Stilmittel für E-Gitarristen wie Jimi Hendrix.

 Siehe auch ausführlichere Beschreibung der Phrasierungs-Spieltechniken weiter unten...

 

3. Der Einfluss von Blues und Rock

Die Improvisation auf der E-Gitarre ist untrennbar mit der Entwicklung des Blues verbunden. Gitarristen wie B.B. King und Robert Johnson prägten die Kunst der Improvisation mit ihren gefühlvollen, oft simplen, aber tiefgründigen Soli. Im Blues geht es nicht nur um technische Fertigkeiten, sondern auch um die Fähigkeit, Emotionen direkt durch das Instrument zu transportieren. Diese Tradition setzte sich mit der Entwicklung des Rock fort, wo Künstler wie Jimi Hendrix, Eric Clapton und Jimmy Page die E-Gitarre zu einem Instrument der Freiheit und des Ausdrucks machten.

 

Hendrix, als einer der größten Improvisations-Meister der Rockgeschichte, revolutionierte die Art und Weise, wie die E-Gitarre gespielt wurde. Er war bekannt dafür, dass er die Grenzen der Gitarre weit über das hinaus erweiterte, was zu dieser Zeit als möglich galt. Mit seiner unkonventionellen Spieltechnik, dem Einsatz von Feedback und der intensiven Nutzung von Verstärkern und Effekten wurde die Improvisation auf der E-Gitarre zu einem wichtigen Bestandteil des Rock-Sounds der 60er und 70er Jahre.

 

Wenn dich diese Mischung aus Blues & Rock sowie Blues-Improvisation etc. interessiert, dann erfahre mehr über meinen Online-Kurs für Bluesgitarre & Blues-Rock.

 

4. Die Entwicklung von Improvisationstechniken auf der E-Gitarre

Mit der zunehmenden Bedeutung der E-Gitarre als Solo-Instrument entwickelten sich auch spezifische Improvisationstechniken. Die bekanntesten darunter sind die Pentatonik- und Bluestonleiter, die besonders im Blues und Rock häufig verwendet werden. Diese Skalen bieten eine solide Grundlage für das Improvisieren und erlauben es Gitarristen, innerhalb bestimmter Tonarten und Stimmungen zu experimentieren.

 

Im Jazz hingegen sind komplexere Akkordprogressionen und Skalen wie die Dorian- und Mixolydische Skala von Bedeutung. Gitarristen, die in diesem Genre improvisieren, müssen ein tiefes Verständnis der Musiktheorie haben, um harmonische und melodische Ideen spontan zu entwickeln. Berühmte Jazzgitarristen wie Wes Montgomery und Joe Pass machten die E-Gitarre zu einem festen Bestandteil der Jazz-Improvisation.

 

5. Die E-Gitarre in modernen Genres und Fusion

In der modernen Musikszene wird die Improvisation auf der E-Gitarre nicht nur im traditionellen Blues und Rock, sondern auch in vielen anderen Genres wie Metal, Fusion und sogar elektronischer Musik weitergeführt. In der Fusionmusik etwa, einer Mischung aus Jazz und Rock, erweitern Gitarristen wie John McLaughlin und Pat Metheny das Spektrum der Improvisation mit technischen Raffinessen und komplexen Harmonien. Im Metal wiederum geht es oft darum, Geschwindigkeit und Präzision zu kombinieren, um atemberaubende Soli zu erschaffen. Auch im Art Rock & Funk Rock wird viel improvisiert.

 

Die heutige Generation von E-Gitarristen nutzt auch moderne Technologien und Effekte, um ihre Improvisationen noch kreativer und vielfältiger zu gestalten. Von Looper-Pedalen, die es ermöglichen, live zu schichten und zu experimentieren, bis hin zu digitalen Effekten, die den Klang einer Gitarre nahezu grenzenlos verändern, ist die Improvisation auf der E-Gitarre heute eine immer komplexere und spannendere Kunstform.

 

Fazit

Die Entstehung und Entwicklung der Improvisation auf der E-Gitarre spiegelt die evolutionären Strömungen in der Musikgeschichte wider. Sie hat sich von den frühen Formen der Musik, in denen Improvisation eine Nebenrolle spielte, hin zu einem zentralen Bestandteil zahlreicher Musikgenres entwickelt. Heute ist die Improvisation auf der E-Gitarre nicht nur ein kreativer Prozess, sondern ein Ausdrucksmittel, das die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen und Ideen widerspiegelt – von der simplen Schönheit des Blues bis hin zur Virtuosität des Jazz und der Energie des Rock.

 

Für angehende Gitarristen bietet die Improvisation eine faszinierende Möglichkeit, die eigenen musikalischen Fähigkeiten zu erweitern und gleichzeitig die persönliche künstlerische Identität zu entwickeln. Die E-Gitarre bleibt dabei ein Schlüsselinstrument, das immer wieder neue Wege eröffnet, um musikalische Kreativität in Echtzeit zu entfalten.

 

Spieltechniken in der E-Gitarre Improvisation

In der modernen E-Gitarren-Improvisation haben sich eine Vielzahl von Spieltechniken und Phrasierungen entwickelt, die das Instrument auf kreative und ausdrucksstarke Weise zum Leben erwecken. Eine der grundlegenden Techniken ist das Bending, bei dem die Saite gezogen wird, um den Ton in der Tonhöhe zu verändern und so emotionale Nuancen zu erzeugen. Häufig wird das Bending mit Vibrato kombiniert, das dem Ton eine wackelnde, lebendige Qualität verleiht.

 

Ein weiteres wichtiges Element ist das Legato, bei dem die Noten ohne erneutes Anschlagen der Saiten gespielt werden, was einen fließenden, verbundenen Klang erzeugt. Diese Technik ist oft in schnellen, virtuosen Passagen zu finden und erlaubt es dem Gitarristen, komplexe, melodische Linien ohne großen physischen Aufwand zu spielen.

 

Die Sweep Picking-Technik ist eine weitere signifikante Entwicklung in der modernen E-Gitarren-Improvisation. Sie ermöglicht es, schnelle Arpeggios mit minimalem Bewegungsaufwand zu spielen, indem der Plektrumzug in einer einzigen, gleichmäßigen Bewegung über mehrere Saiten erfolgt. Dies führt zu einem klaren, präzisen Klang, der besonders in Solos und schnellen, technischen Passagen häufig eingesetzt wird. Als Meister dieser Sweep Spieltechnik gilt der australische Gitarrist Frank Gambale, bei dem ich Anfang der 90er Jahre einen Workshop am AIM / Wien besuchen konnte.

 

Die Hybrid Picking-Technik kombiniert das Spiel mit Plektrum und Fingern und eröffnet dem Gitarristen die Möglichkeit, schnelle, präzise und gleichzeitig rhythmisch interessante Phrasierungen zu erzeugen, die auf herkömmliche Weise nicht so leicht zu spielen wären.

 

In der modernen Improvisation spielen auch Ungewöhnliche Rhythmen und Timing-Verschiebungen eine große Rolle. Gitarristen experimentieren mit Offbeat- und Polyrhythmiken, was zu überraschenden und oft groovigen Effekten führt. Ein solches Spiel fordert nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis für das Zusammenspiel von Rhythmus und Melodie.

 

Nicht unerwähnt bleiben darf auch die E-Gitarre Tapping Technik, die vor allem durch Eddie van Halen berühmt wurde. Dabei wird zum Greifen von Tönen auf dem Griffbrett  - quasi als verlängerter Arm der Greifhand - auch die Anschlagshand (bei den meisten Gitarristen also die rechte Hand) verwendet. Dadurch ist man in der Lage auch größere Intervalle blitzschnell und sehr legato zu spielen!

 

 

E-Gitarre Tapping Spieltechnik - ein besonderes Stilmittel der Improvisation

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die modernen E-Gitarren-Spieltechniken in der Improvisation durch eine Mischung aus traditionellem Handwerk und innovativen Ansätzen geprägt sind. Sie eröffnen den Musikern vielfältige Möglichkeiten, ihre musikalischen Ideen kreativ und individuell auszudrücken.